Vereinsgeschichte
Der Sportanglerverein Walsrode von 1922 e.V. Gestern - Heute
Mitten im Winter vor rund 102 Jahren, genau am 17. Januar 1922, treffen sich elf Walsrode Bürger im Gasthaus Camerman mit der Absicht, eine Versammlung zur Gründung eines Anglervereins durchzuführen. Es soll ein besonderer, ein Sportangler - Verein sein.
Fischen, Angeln ist auch vor 102 Jahren nichts Ungewöhnliches. Aus den sauberen, sehr fischreichen Bächen um Walsrode, der Böhme und der Aller wandert so mancher Fisch als willkommene, kostengünstige, schmackhafte Mahlzeit in die Töpfe und Pfannen der damaligen Haushalte in unserer Gegend. Die Methoden des damaligen Fischfangs stören die Gründungsmitglieder ganz offensichtlich. Beliebt ist es seit alters her, Körbe und Reusen zu stellen, mir Stechern und Schlingen chancenlosen Fischen, die ihrem Laichgeschäft nachgehen, beizukommen, und sogar in unserer Gegend -" Die Blechtrommel" lässt grüßen - dem schmackhaften Aal mit Hammel - und Pferdeköpfen nachzustellen.
Der Sanitätsrat Prof. Becker aus Hannover soll das Vorbild für die Gründungsmitglieder gewesen sein. Er angelt häufig im Gebiet um Walsrode, wir würden heute sagen; waid- und sportgerecht, dem Schutz, der Hege und Pflege der Natur verpflichtet.
Ein Verein wird gegründet, die Ziele sind klar: sie sind von Prof. Dr. O. du Bois Raymund im Vers so formuliert:
"Wer Fische fängt mit Leidenschaft, mit Meisterschaft und Wissenschaft, und hält sich dabei tugendhaft, gewissenhaft und ehrenhaft, den reichen Fang mit Maß betreibt, sorgt, dass im Wasser auch was bleibt, und angelt nicht um Geld und Gunst, nur aus Freude an der Kunst, der ist, wär`s der geringste Knecht, Sportangler und auch fischgerecht."
Diesen Zeitgenossen ist durchaus zu unterstellen, dass auch der Natur- und Artenschutz unterhalb der Wasseroberfläche von ihm aus heutiger Sicht im Vers mahnend mit einbezogen worden wäre.
Wie geht es in der Geschichte des Vereins weiter?
Die Mitgliederzahl bleibt in den darauf folgenden dreißig Jahren ehe gering, der Verein an der unteren Grenze der Existenzfähigkeit. Das erste vom Verein zu beangelde Gewässer ist die Böhme. Erstes Pachtgewässer, seit nunmehr ca. 100 Jahren, ist der Rethemer Fährsee. Dem Verein wohlgesonnene Bürger Walsrodes und Mitglieder verschaffen dem Verein Pachtgewässer und Fischereirechte als Existenzgrundlage. Der Zusammenhalt der Mitglieder untereinander ist stark, ein reges Vereinsleben mit vielen Gemeinschaftsveranstaltungen findet statt - so die Chronik. Der Verein überwindet alle Schwierigkeiten bis in die Nachkriegszeit hinein.
Was findet der Verein nach dem 2. Weltkrieg vor?
Verunreinigte Flüsse, totes Wasser, elendig aussehende Flussauen. Es wird noch einige Zeit so weitergehen, fast 15 Jahre. Der Naturschutzgedanke ist noch nicht aktuell, die Schornsteine müssen rauchen, das Fleich muss in den Topf.
Das Wirtschaftswunder in unserer Republik findet statt.
Mit gesicherter Existenz wird in der Bevölkerung, in der staatlichen Verwaltung, und in der Wirtschaft der Kopf frei für Umweltschutz, für Leben in einer lebenswerten Umwelt. Global denken, lokal handeln ist heute das Motto!
Die finanziellen Mittel für den Bau von Kläranlagen für industrielle und private Abwässer stehen zur Verfügung, und die Maßnahmen werden umgesetzt. Der Durchbruch zur Verbesserung der Wasserqualität in unseren Gewässern gelingt schneller als gedacht. Die Gewässer im Gebiet um Walsrode verfügen heute zum größten Teil wieder über die zweitbeste Güteklasse. Aber sie sind heute nicht so, weil sie sich durch den Einbau vom Kläranlagen und dann alleine so entwickelt haben, sondern weil Sportangler sie im Wesentlichen so mit geschaffen haben.
Der Sportanglerverein Walsrode verschläft in diesen Jahren des Aufbaus seine Chancen nicht. Unter der Leitung von engagierten Vorsitzenden, die über das Augenmaß zwischen Machbarkeiten und Notwendigkeiten verfügen, entwickelt sich der Verein in jeder Hinsicht positiv. Angeln ist Volkssport geworden. Der Verein ist gemeinnützig, er nimmt jede Bürgerin, jeden Bürger und Jugendliche ab 13 Jahren in seinen Reihen auf. Mit 620 Mitgliedern, davon seit Jahren mit 40 bis 60 Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren, zählt der Sportanglerverein zu einem der größten Vereine von Walsrode.
30 km Böhme, 23 km Aller, 6 km Bomlitz und ca. 56 ha Wasserfläche an Seen, Teiche und Kuhlen werden vom SAV Walsrode gehegt, naturschutzmäßig betreut und beangelt. Besonders erwähnenswert ist die Teichanlage Dreikroner Seen - Hünzinger Sunder, einem Gebiet, das zum großen Teil dem Verein von der Stadt Walsrode überlassen worden ist. Der Verein ist außerordentlich stolz auf das Testat des Landkeises.
" Der Sportanglerverein Walsrode von 1922 e.V. hat in den zurückliegenden Jahren mit besonderer Freude und bemerkenswertem Eifer eine herrliche und von vielen Menschen bewunderte Teichanlage geschaffen. dem Verein ist es gelungen, einen bedeutsamen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten und die Belange der Sportangler, der Natur - und Umweltschutzes und des Fremdenverkehrs zu verknüpfen."
Seit 1978 gibt es in Niedersachsen ein neues Fischeigesetz. Es existieren ca. siebzig Fischereibezirke mit entsprechenden Fischereigenossenschaften. Bevorzugte Pächter sind die organisierten Angler, so auch der Sportanglerverein Walsrode von 1922 e.V.
Das Recht ist klar: die Mitglieder des Vereins angeln, fangen Fische, und diese werden waidgerecht versorgt. Das geschieht unter Berücksichtigung von Schonmaßen und Schonzeiten, die das Gesetz vorschreibt. Nur Angler mit einer entsprechenden Ausbildung, einer staatlich vorgeschriebenen Fischereiprüfung oder entsprechend nachgewiesener Erfahrung, erhalten in der Bundesrepublik eine Angelerlaubnis.
Die Pflichten überwiegen bei Weitem: Hege und Pflege im und am Gewässer, aber auch dessen Kontrolle und Bilanzierung, sowie gezielte Besatzmaßnahmen beschäftigen den Vorstand mehr als die Regelung des Angelns der Mitglieder.
Für Gewässerpflege, Gewässerunterhaltung, Kontrolle und Wasserprobenentnahmen
sind mehr als 30 ehrenamtliche Betreuer unterwegs. Ca. 350 Miglieder sind zum jährlichen Arbeitseinsatz verpflichtet.
Der Verein erhält bis auf einige Spenden privater Förderer des Vereins keine staatlichen Sachmittel oder finanzielle Zuwendungen. Für besatzunterstützende und biologisch notwendige Maßnahmen, der Wiedereinbürgerung nicht mehr vorhandener und geschützter Fischarten gibt der SAV Walsrode seit mehr als 20 Jahren jährlich zwischen 12 und 15 Tausend Euro allein aus Mitgliedsbeiträgen aus.
Unterstützt werden die Fischarten Bachforelle, Lachs, Elritze, Bitterling, Nase; auch Hechte, Karpfen, Schleien und Aale werden ausgesetzt. Alle Fische sind untermaßig und erst - wenn nicht grundsätzlich geschützt - nach zwei bis drei Jahren fangfähig.
Der Sportanglerverein Walsrode pflegt mit allen zuständigen kommunalen und staatlichen Dienststellen und der heimischen Industrie ein partnerschaftliches und freundschaftliches Verhältnis. Die Zusammenarbeit zwischen der DOW Wolff Cellulosics und dem Verein wird auch überregional als beispielgebend anerkannt. Ins Wasser kann man schlecht hineinschauen, und klares Wasser ist noch lange kein sauberes Wasser. Der Prozentsatz vom aussterbenden bedrohter Fischarten und der Verlust von im Wasser lebenden Kleinstlebewesen ist mindestens genauso hoch wie der bei unseren Vogelarten. Es sind immer noch die Wehre mit ihren tödlichen Fischfallen - den Turbinen, aus denen zu einem wohl eher zu vernachlässigendem Anteil angeblich sauberer Strom gewonnen wird - die Verbauungen, das Einleiten von giftigen Flüssigkeiten in die Fließgewässer, das Abladen von Dreck und Unrat in der Flussaue, die den Lebensraum Wasser einengen und beschädigen.
Wer, wenn nicht die Sportangler, soll darauf in erster Linie hinweisen? Sie sind dafür die kompetenten Ansprechpartner.
Das ist der Sportanglerverein Walsrode von 1922 e.V. heute!